da ich beim googeln zufällig wieder über dieses alte Cremerezept gestolpert bin, dachte ich, ich erzähl hier mal was dazu...
in der Ausbildung werden ja "nur" (sofern Serena ihr Programm nicht über den Haufen schmeißt ) Salben aus Fettauszügen gemacht, also Pflanze in erhitzte Salbengrundlage, rühren, fertig (im Groben ), es gibt ja aber auch wasserlösliche Bestandteile, die von ihrer Wirkung her interessant sind und um a) das Verfahren einfach zu halten und b) nicht zu viele Komponenten mischen zu müssen, bietet sich hier die Coldcreme an
Man nehme (z. B.)
20 mL "Tee" (also einen wässrigen Auszug von was-auch-immer) 3 g eines Konsistenzgebers, z. B. Bienenwachs (um auf der natürlichen Schiene zu bleiben; Bienenwachs macht eine sehr feste Creme, daher sparsam verwenden. Für Veganer eignet sich Cetylalkohol) 3 g Shea- oder Kakaobutter - beide sind ebenfalls konsistenzgebend, aber "softer" als das Bienenwachs und haben zusätzlich eine schwach emulgierende Wirkung und sie pflegen schön, das darf man ruhig dazu sagen *find* und so um die 25 mL eines schicken Öles... in diesem kann man natürlich vorher ebenfalls einen Auszug von "was-auch-immer" herstellen, so hat man dann von seiner Pflanze sowohl die wasser- als auch die fettlöslichen Bestandteile gewonnen (Avocado, Jojoba aber auch Olive oder Sonnenblume, ganz nach Belieben)
Öl, Konsistenzgeber und die "Butter" werden geschmolzen, bei niedriger Temperatur (60-70°C, normale Cremes/Salben werden ja viel höher erhitzt) und dann die Pflanze zugeben und durchziehen lassen (dabei bitte nicht kochen die COLDcreme heißt ja nicht umsonst so ) sondern einfach stehen und ruhen lassen. Wenn die so hergestellte Fettphase durchgezogen ist, ist sie vermutlich ziemlich fest (dank des Bienenwachses) und muss vor der weiteren Verarbeitung wieder aufgeschmolzen werden. Auch hier gilt: nur schmelzen, nicht sieden und bitte nicht in die Mikrowelle, auch hier nicht höher als ca. 70°C erhitzen.
Alternativ kann man natürlich auch die Pflanze einfach mehrere Tage im Öl stehen lassen und erst dann das Wachs und die Butter zugeben und schmelzen - viele Wege führen zur Coldcreme
Anschließend wird das Öl langsam ins Wasser gegeben - bitte NICHT umgekehrt, NIE Wasser ins Öl (im besten Fall schäumt's über und macht Sauerei, im dümmsten Fall spritzt es). Da eine Coldcreme keinen richtigen Emulgator (das ist der "Mittler" zwischen Wasser und Öl, der dafür sorgt, dass beide Teile sich nicht mehr trennen) enthält, muss sie gerührt und gerührt und gerührt werden, bis sie abgekühlt ist und fest wird (die Emulsion wird also nicht chemisch sondern mechanisch hergestellt, indem einfach winzige Wassertröpfchen im Öl eingeschlossen werden) - das ist richtig Arbeit, vor allem, wenn es doch etwas zu viel Bienenwachs war Um eine schöne Emulsion zu bekommen, braucht man also ein wenig Übung. Es ist mehr Arbeit, aber sie lohnt sich.
Jetzt bitte nicht verzweifeln, man rührt locker eine Stunde, aber es lohnt sich... die Konsistenz ist etwa so wie Mayonnaise und wenn alles Wasser "weg" ist (also nur noch eine Phase vorhanden ist), ist man fertig. Dann kann in einen Salbentiegel o. ä. umgefüllt und die Salbe in den Kühlschrank gestellt werden.
Dass Coldcreme "schwitzt" ist normal, etwas Wasser geht immer raus, wenn man sie aufträgt, es fühlt sich beim Auftragen an, wie "einölen von nasser Haut" und sie kühlt wunderbar (toll bei Sonnenbrand, vor allem, wenn man sie mit Johanniskraut gemacht hat)
Da die Temperaturen hier sehr niedrig gehalten werden, ist diese Salbenherstellung sehr schonend für die Inhaltsstoffe, der Nachteil ist, dass evtl. vorhandene Bakterien bei so niedrigen Temperaturen nicht abgetötet werden und da keine Konservierungsstoffe zugesetzt werden (könnten aber natürlich, bei Bedarf), geht die Salbe u. U. schneller kaputt. Wenn ihr es ausprobieren wollt, berücksichtigt das bitte bei der Menge.